Diese Informationen gibt es auch in Einfacher SpracheOmas Zwetschgenbaum beugt sich unter seiner Last. Heimische Bohnen sind im Sonderangebot. Wohin mit schrumpeligen Äpfeln, Resten vom Mittagessen oder zu viel gekauftem Brot? Es gibt etliche Anlässe, um frische Lebensmittel oder fertige Speisen haltbar zu machen. Was früher für viele Menschen selbstverständlich zu ihrem Alltag gehörte, verlor in den Überflussjahren an Bedeutung. Heute erlebt das Haltbarmachen von Lebensmitteln eine Renaissance.
Lebensmittel und die Welt retten?
Reste verwerten und haltbar machen
Das ist gut, denn so lässt sich die Lebensmittelverschwendung senken. Rein statistisch wirft nämlich jeder von uns pro Jahr etwa 78 Kilogramm Lebensmittel weg. Diese Menge belastet nicht nur unser persönliches Budget, sondern auch Klima und Umwelt. Schließlich verbraucht die Erzeugung jeder Pflaume oder Bohne, jeder Scheibe Brot und jedes Schnitzels Ressourcen wie Boden und Wasser und verursacht klimaschädliche Treibhausgase – egal, ob sie in der Tonne oder in unserem Magen landen.
Haltbarmachen – auch eine Typfrage
Kühlen für alle
Ein Kühlschrank gehört heute in jeden Haushalt. Wandern empfindliche Lebensmittel wie Fleisch, Käse oder Milch nach dem Einkauf direkt in den Kühlschrank, verderben sie nicht so schnell. Auch viele Gemüse und Obstarten halten sich im Kühlschrank länger. Wer die wichtigsten Regeln beherzigt, schöpft alle Möglichkeiten seines Kühlschranks als Lebensmittelretter aus. Dazu gehört das richtige Einräumen in die verschiedenen Kältezonen und ein guter Überblick über dessen Inhalt.
Einfrieren für Eilige
Gerettete Bananen für veganes Eis oder Smoothies, Brot, Brötchen und Kuchen oder fertig gekochte Speisen für „Meal Prepping“: Einfach in Gefrierbeutel oder geeignete Behälter einfüllen und im Gefrierfach, Tiefkühlschrank oder einer Gefriertruhe aufbewahren. So schnell und einfach kann haltbar machen sein. Etwas mehr Zeit erfordert das Einfrieren von frischem Obst oder Gemüse, denn es muss vorher natürlich gewaschen und geputzt, Gemüse außerdem blanchiert werden.
Einkochen für Sorgfältige
Größere Mengen Gemüse oder Obst, aber auch Fleisch- oder Wurst und sogar Kuchen lassen sich durch Einkochen haltbar machen. Das klappt am besten mit einem Einkochtopf und speziellen Einmachgläsern mit Dichtungsringen. Wer keinen solchen Topf hat, leiht sich zum Ausprobieren vielleicht erstmal einen aus. Beim Einkochen sind Sorgfalt und Hygiene Pflicht, denn nur so entstehen sichere Lebensmittel, die sich auch ohne Kühlung lange halten.
Zuckern für Süßschnäbel
Konfitüre aus selbst gepflückten Erdbeeren, geretteten Aprikosen oder einer Mischung aus beidem? Dafür braucht es nur einen Topf, Gelierzucker und ein paar saubere Gläser mit Twist-Off-Deckel. So lassen sich kleine bis große Mengen Obst einfach und schnell verarbeiten. 1,5 Kilogramm Obst mit 500 Gramm Zucker (Verhältnis 3:1) ergeben ungefähr fünf bis sieben Gläser.
Trocknen für Geduldige
Das Trocknen von Gemüse, Obst, Pilzen oder Kräutern gehört zu den ältesten Verfahren zum Haltbarmachen. Ganz ohne Energieaufwand lassen sich Apfelringe, Orangenschalen oder Suppengrün an Orten mit mindestens 30 Grad Celsius trocknen: gut geschützt im Freien, in Wintergärten, auf Dachböden, an der Heizung oder am Kachelofen. Damit sie gleichmäßig trocknen und nicht schimmeln, braucht es geeignete Konstruktionen, zum Beispiel Roste, Siebe oder einen bespannten Trockenrahmen. Mit Geduld und Fingerspitzengefühl lassen sich Gemüse- oder Obstscheiben auch auf eine Schnur auffädeln und aufhängen.
Einlegen für Gourmets
Wer gerne süß-sauer eingelegtes Gemüse mag, legt es mit wenig Aufwand allein oder kreativ kombiniert mit Essig und Zucker selber ein. Das lohnt sich schon für kleine Mengen Gurken, Blumenkohl, Sellerie, Paprika, Möhren, Kürbis oder Zwiebeln. Grüne Bohnen und Rote Bete müssen allerdings vorgekocht werden. Soll sich das Eingelegte länger als zwei Wochen halten, wird es zusätzlich eingekocht. Nicht für größere Mengen gedacht, aber eine besondere Nascherei sind in Alkohol und Zucker eingelegte Früchte.
Fermentieren für Trendsetter
Ob klassisches Sauerkraut oder asiatisches Kimchi: Fermentieren ist angesagt wie nie. Grundsätzlich lässt sich jedes Gemüse durch die so genannte Milchsäuregärung haltbar machen. Mit guter, je nach Gemüse täglicher Pflege, entwickeln sich innerhalb von Tagen bis Wochen würzige rote Bete, grüne Bohnen, gesäuerte Steckrüben oder Radieschen. Einsteiger versuchen sich am besten mit kleinen Mengen, die sie zum Beispiel in Einmachgläser füllen. Für größere Mengen und regelmäßiges Fermentieren lohnen sich spezielle Gärtöpfe.
Saisonal und regional einkaufen
Als App oder Poster
Wer Lebensmittel haltbar macht, nutzt die ökologischen Vorteile von saisonalem und regionalem Gemüse und Obst. Denn in ihrer jeweiligen Hauptsaison und ohne weite Transportwege sieht deren Klimabilanz am besten aus. Dann sind Kohl oder Kirschen, Rote Bete oder Radieschen gleichzeitig besonders vitaminreich, frisch und preiswert. Gute Quellen für saisonale Erzeugnisse sind neben dem klassischen Lebensmittelladen zum Beispiel Wochenmärkte oder Hofläden. Hier sieht man auf einen Blick, was gerade in großen Mengen verfügbar ist oder kann gezielt nachfragen.
Umsonst ernten
Mehr Infos zum
Oft freuen sich auch Menschen in der Nachbarschaft oder Verwandtschaft, Freunde oder Bekannte über Abnehmer, wenn sie eine besonders üppige Ernte von Johannisbeeren, Birnen, Quitten, Tomaten oder Zucchini bewältigen müssen. Dann geben sie Gemüse und Obst gerne kostenlos an dankbare Erntehelferinnen und -helfer ab.
Umsonst ernten kann man in Maßen auch auf öffentlichen Flächen in der Stadt oder von herrenlosen Bäumen und Sträuchern: Zum Beispiel Wildkräuter, Brombeeren, Kirschen oder Äpfel. Wer unsicher ist, was erlaubt ist, fragt in seiner Gemeinde nach, zum Beispiel beim Grünflächenamt.
Vorräte anlegen und verwalten
Selbst gemachte Vorräte sind ein Segen, wenn die Zeit zum Einkaufen und Kochen knapp oder das Angebot im Winter etwas einseitig ist. Mit Tiefkühl-Gemüse vom letzten Sommer steht schnell ein gutes Essen auf dem Tisch. Mit einem Glas Pflaumenkompott schmeckt der Milchreis nochmal so gut.
Wenn Sie größere Mengen haltbar machen, lohnt sich ein wenig „Verwaltungsarbeit“ für den Überblick. Beschriften Sie Vorräte mit Inhalt, Menge und Datum. Sie können zusätzlich ein Notizbuch oder eine Listen-App nutzen. Dort tragen Sie konsequent alles ein, was Sie zum Beispiel in die Tiefkühltruhe hineinlegen oder entnehmen. So verhindern Sie, dass Sie Lebensmittel vergessen und im schlimmsten Fall wegschmeißen müssen.
Hygiene und Aufwand im Blick
Grundregeln zur Hygiene
Vor dem Start sollte man jedoch ein paar Dinge beachten, um Frust und Misserfolge zu vermeiden. Dazu gehören die Grundregeln zur Lebensmittelhygiene. Die sorgen dafür, dass sich keine Krankheitserreger vermehren und sich die Erzeugnisse aus der eigenen Küche lange halten.
Außerdem unterscheiden sich die Methoden in den Geräten und Behältnissen, die man dafür benötigt, im zeitlichen Aufwand und in ihren Ergebnissen.
Bevor man sich durch kreative Social-Media-Posts mitreißen lässt, empfehlen sich daher ehrliche Antworten auf Fragen wie: Welches Verfahren passt zu mir und meinem Haushalt? Wie viel Zeit und Lust habe ich? Was schmeckt mir?
Interview mit Martina Schäfer, Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (DGH)
Was können wir in Sachen „nachhaltig haltbar machen“ von unseren Großeltern lernen?
Es sind diese wunderbaren Geschmackserinnerungen, die uns an Omas Schätze erinnern. Außerdem waren das Sparen von Energie und das Verwerten von Lebensmitteln wegen der Notzeiten ein Muss in jedem Haushalt. Mit zu den nachhaltigsten Konservierungsmethoden aus der damaligen Zeit gehört das Trocknen. Apfelringe, Obst, Gemüse und Kräuter wurden zum Trocknen ganz ohne Strom an einem warmen Ort aufgehängt. Heutzutage kann ein qualitativ hochwertiger Dörrautomat verwendet werden. Er ist dem Trocknen im Backofen vorzuziehen, da er deutlich weniger Strom benötig. Eine weitere stromfreie Methode ist das Fermentieren. Das praktizierten unsere Großmütter bereits für die Herstellung von Sauerkraut.
Welches Lebensmittel machen Sie wie am liebsten haltbar?
Ich habe einen großen Garten und werde im Spätsommer regelrecht mit Obst und Gemüse überschwemmt. Meine Favoriten sind gedörrte Apfelringe, die ich den ganzen Winter über in meinem Müsli verwende. Außerdem eingekochte Tomatensauce mit frischen Kräutern für Nudelgerichte und mit dem Dampfentsafter hergestellter Saft. Auch in Weckgläsern sterilisiertes Apfelmus findet sich in meinem Regal und steht so immer spontan zur Verfügung. Ein konservierter Sommer für den Winter, ganz ohne Konservierungsstoffe.
Was empfehlen Sie bei der Auswahl von Verfahren und Lebensmitteln?
Ein gut gefülltes Vorratsregal mit allerlei Schätzen ist eine Augenweide. Trotzdem sollte jeder überlegen, was er denn davon auch wirklich isst. Fermentiertes Gemüse, das sehr gesund und einfach herzustellen ist, sollte jedem im Haushalt schmecken. Kirschen mit Stein werden zum Problem, wenn die Kerne beim Essen stören. Mirabellen und Erdbeeren, die nach dem Einkochen gerne ihre Farbe verlieren, sehen nicht appetitlich aus. Es gibt großartige Rezepte und unterschiedliche Möglichkeiten, mit der man die Familie überraschen kann. Birnen müssen zum Beispiel nicht immer zu Kompott verarbeitet werden. So kann stattdessen ein Birnenchutney zu Käse zum Lieblingsrezept werden.